Wenn die Schuld immer bei den anderen liegt
Es gibt Menschen, die scheinbar niemals Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen. Statt das eigene Verhalten zu reflektieren, richten sie den Blick konsequent nach außen – und finden dort stets jemanden, den sie verantwortlich machen können. Besonders bei narzisstisch geprägten Persönlichkeiten ist dieses Muster häufig zu beobachten: Kritik wird nicht angenommen, sondern abgewehrt. Die eigene Fehlerquelle wird verleugnet, und stattdessen wird ein „Schuldiger“ unter den anderen gesucht.
Dabei merken sie oft nicht, dass sie genau die Situationen erschaffen, für die sie später andere verantwortlich machen. Sie provozieren Konflikte, verletzen Grenzen oder manipulieren – und fühlen sich anschließend selbst als Opfer. Das schützt ihr fragiles Selbstbild, verhindert aber jede echte Entwicklung.
Wer niemals die Verantwortung für .es Verhalten übernimmt, bleibt innerlich stehen. Beziehungen werden belastet, Vertrauen zerrüttet. Wachstum beginnt immer dort, wo man den Mut hat, sich selbst ehrlich zu betrachten – ohne Ausreden, ohne Schuldige.
Wie kann ein Opfer damit umgehen?
1. Erkennen, was passiert – Bedürfnisse vom Verhalten trennen
„Er meint mich – aber es sagt mehr über ihn aus als über mich.“
Das Bewusstsein für narzisstische Verhaltensmuster ist bereits ein großer Schritt zur Selbstbefreiung.
2. Emotionale Distanz schaffen
Nicht jeden Angriff persönlich nehmen. Oft hilft innerlich zu denken:
„Das ist nicht meine Wahrheit – das ist seine Verteidigungsstrategie.“
3. Grenzen setzen („Boundary Setting“)
- „Ich diskutiere nicht weiter, wenn nur Vorwürfe kommen.“
- „Ich übernehme Verantwortung für meinen Teil – nicht für alles.“
- „So möchte ich nicht angesprochen werden.“
Grenzen setzen heißt nicht angreifen – sondern sich schützen.
4. Nicht in Verteidigungsmodus gehen
Der Narzisst sucht Bestätigung für sein verzerrtes Bild.
Diskussionen führen selten zu Einsicht. Ein Satz wie:
„Wir sehen das unterschiedlich – und das ist okay“
kann mehr Kraft haben als ein langer Streit.
5. Realitätscheck mit Vertrauten oder Therapeut:innen
Austausch mit Menschen, die emotional stabil sind, hilft die eigene Wahrnehmung zu festigen.
Ein gesunder Gegenpol ist entscheidend, um nicht in die „Schuldspirale“ hineingezogen zu werden.
6. Selbstwert stärken
Narzissten greifen oft an der Stelle an, die am empfindlichsten ist: dem Selbstwertgefühl.
Hilfreich sind:
- Journaling: „Was fühle ich wirklich?“
- Stärkenliste: „Worin bin ich gut?“
- Fokus auf eigene Bedürfnisse und Ziele
- ggf. Therapie oder Coaching
7. Im Extremfall: Kontakt reduzieren oder beenden
Wenn Manipulation, Gaslighting oder emotionale Gewalt dauerhaft auftreten, kann „Low Contact“ oder „No Contact“ der einzige gesunde Weg sein – besonders bei Beziehungen, in denen keine Veränderungsbereitschaft besteht.
Wichtig zu wissen:
Das Opfer ist nicht schwach, nur weil es betroffen ist. Oft sind es sensible, empathische und verantwortungsvolle Menschen, die solchen Dynamiken ausgesetzt sind. Sich zu schützen bedeutet nicht Egoismus – es bedeutet Selbstachtung.